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Demokratie wird die Krise überleben

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Daniel Stelter rügt in seinem neuen Buch „Eiszeit“ die Crash-Theorie von Friedrich und Weik. Seine These: Was immer geschieht, unsere freiheitliche Grundordnung bleibt.

Im Februar dieses Jahres wurde Daniel Stelters neuestes Buch „Eiszeit in der Weltwirtschaft: Die sinnvollsten Strategien zur Rettung unserer Vermögen“ (Campus Verlag, Frankfurt am Main 2016; in der Folge „EZ“) veröffentlich. Auf der Basis seiner Analyse der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten im Angesicht einer immer noch andauernden Krise unseres Finanz- und Wirtschaftssystems ist das Buch eine Anleitung zur Vermögensabsicherung.

Daniel Stelter war bis 2013 tätig bei der amerikanischen Unternehmensberatungsfirma Boston Consulting Group (BCG), zuletzt als Senior Partner, Managing Director und Mitglied des BCG Executive Committee[1]. Ein gewisses Aufsehen erregte er 2011 als Mitautor einer BCG-Studie mit dem Titel „Collateral Damage: Back to Mesopotamia?“, in der sehr deutlich schon von Schuldenschnitten und Abgaben auf flüssiges Vermögen und Immobilienals Lösungsstrategie einer weiter andauernden Finanzkrise die Rede ist.

Krisenanfälligkeit des Systems

Die Frage „Back to Mesopotamia?“ bezog sich auf das Zweistromland des Altertums, in dem aus Anlass eines Herrscherwechsels alle Schulden gestrichen und die Schuldsklaven wieder frei wurden. Auch mit seiner Antwort auf die Thesen des französischen Ökonomen Thomas Piketty, die er in seinem Buch „Die Schulden im 21. Jahrhundert: Was ist drin, was ist dran und was fehlt in Thomas Pikettys ‚Das Kapital im 21. Jahrhundert‘“ (Frankfurter Allgemeine Buch Verlag 2014) veröffentlichte, waren die Schulden sein zentrales Thema.

Damit hat sich Daniel Stelter in der Welt der deutschsprachigen Krisendiskussion einen festen Platz als „Schulden-Kassandra“ erarbeitet. Auf die Vorhersagen der trojanischen Prinzessin Kassandra hat nach der Darstellung des Homer niemand gehört, man muss hoffen, dass es Daniel Stelter anders ergehen wird. Denn er hat absolut recht damit, immer wieder auf die Frage nach den gerade in den westlichen Staaten aufgehäuften Schulden einzugehen

.In der Sicht der öffentlichen und veröffentlichten Meinung sind Schulden immer noch ein Thema gescheiterter Staaten irgendwo in Afrika oder Südamerika, dass aber der Westen an seinen Schulden scheitern könnte, ist mehrheitlich nicht bewusst. Griechenland, der gescheiterte Staat am Rande der Europäischen Union, ist nur ein chaotischer Vorreiter des europäischen Schuldenfiaskos, das mit einem vom IWF inzwischen im rüden Ton eingeforderten Schuldenschnitt für das Pleiteland mit Sicherheit nicht erledigt sein wird[2].

Auch in seinem neusten Buch schont Stelter den Leser nicht. In der Einleitung macht er keinen Hehl aus seiner Sicht des derzeitigen Status der Welt- und Finanzwirtschaft (EZ, S. 11), um die es seiner Meinung nach nicht gut steht:

„Die Krise von 2008 war keine normale Krise. Es war auch keine „Finanzkrise“. Es war der Beinahe-Kollaps unseres Wirtschaftssystems, welches von immer mehr und immer billigeren Schulden abhängt. Wie ein Heroinsüchtiger braucht die Weltwirtschaft eine immer größere Dosis billigen Geldes. Wenn die Schulden nicht mehr weiter wachsen, dann bricht alles zusammen. Schulden schaffen keine Probleme, solange der Kreditnehmer die Absicht hat, einen entsprechenden Teil seines Einkommens zu verwenden, um das geliehene Kapital zurückzuzahlen und seiner Verpflichtung zur Zahlung von Schuldzinsen nachzukommen. Ich nenne solche Schulden „produktiv“. Dies gilt für Investitionen und einen Teil der privaten Kredite. Auf der anderen Seite stehen die unproduktiven Schulden. Der Schuldner eines unproduktiven Kredits hofft, seine Zahlungsverpflichtungen dadurch zu erfüllen zu können, dass der Wert des von ihm erworbenen Vermögensobjekts steigt. Meist handelt es sich bei dem besagten Objekt um eine Immobilie. Je größer der Anteil der unproduktiven Kredite, desto krisenanfälliger ist das System.“

Die unproduktiven Schulden, die zur Basis spekulativer Geschäfte dienen, haben sich, so Stelter, in den letzten Jahren vervielfacht. Gefördert wurde das von den Regierungen und Notenbanken (EZ, S. 12):

„Billige Kredite und steigende Vermögenswerte sollten darüber hinwegtäuschen, dass die Realwirtschaft nicht mehr so stark wuchs wie in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg. Dass infolge des Markteintritts Chinas und Osteuropas die Löhne stagnierten, ließ sich durch die Vermögenszuwächse leichter kompensieren. Wann immer eine Krise drohte, wurde interveniert: Die Zinsen wurden ein weiteres Mal gesenkt, die Kreditstandards weiter gelockert. 2008 schien die Grenze erreicht. Wer immer sich verschulden konnte und wollte, war nunmehr verschuldet. Das System stieß an seine Grenze und es wurde offensichtlich, dass der Schuldenturm vor dem Zusammenbruch stand."

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